In den folgenden Texten und Videos findest du verschiedene Situationen, denen du als Campleitung oder Projektleitung begegnen kannst. Diese sollen dir Tipps und Hilfestellung geben, falls du dich fragst, wie du ein Problem lösen kannst, das während deines Projektes aufgetreten ist. Die vorgeschlagenen Lösungen basieren auf der langjährigen Erfahrung von Workcampleitungen und Trainer:innen, die es gewohnt sind, mit multikulturellen Gruppen von Freiwilligen zu arbeiten. Aber denke bitte immer daran, dass der Kontext einer Situation wichtig ist.
Für einige der vorgeschlagenen Lösungen kann es sehr hilfreich sein, die Grundprinzipien der gewaltfreien Kommunikation und die Erläuterungen zu Erwartungen durchzugehen, um die unterschiedlichen Erwartungen von Teilnehmenden, Campleitungen und lokalen Partner:innen besser zu verstehen.
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Situation:
Die Teilnehmenden fordern zu viel von dir als Campleitung, kommen mit jedem Detail oder jeder kleinen Frage zu dir. Du hast eine Co-Leitung, aber diese ist sehr unerfahren, daher ist sie wegen der ganzen Situation nervös, braucht bei Aufgaben selbst Unterstützung, und du kannst dich nicht allzu sehr auf sie verlassen. Darüber hinaus gibt die lokale Projektpartnerin eines Tages bekannt, dass sie beschlossen hat, eine kleine Veranstaltung im Ort zu organisieren, die nichts mit dem Projekt zu tun hat, aber sie möchte, dass eure Gruppe beim Aufbau unterstützt. Du fühlst dich ständig sehr überfordert und gestresst, weil du das Gefühl hast, dass sich alle bei allem auf dich verlassen und es zu viel wird.
Lösungsvorschläge:
Weitere Ideen für ähnliche Situationen findest du im Video:
Situation:
Du und deine Co-Leitung sollt einen Workshop für die Menschen vor Ort vorbereiten. Allerdings trägt deine Co-Leitung nicht viel zum Planungsprozess bei und überlässt dir den Großteil der Arbeit. Trotz deiner Erwartungen und deiner Ermutigung, sich aktiv zu beteiligen und Initiative zu ergreifen, scheint deine Co-Leitung kein großes Interesse an dem Workshop zu zeigen.
Lösungsvorschläge:
Situation:
Während deines Workcamps in Spanien wird ein Teilnehmer, der kein Spanisch spricht, von Gruppenaktivitäten und Diskussionen ausgeschlossen. Andere Teilnehmenden scheinen es zu vermeiden, Englisch zu sprechen und wechseln stattdessen immer wieder zu Spanisch, was es für den nicht Spanisch sprechenden Teilnehmer schwierig macht, an Gruppenaktivitäten teilzunehmen und sich mit der Gruppe zu beschäftigen. Dieser Ausschluss führt dazu, dass sich der Teilnehmer isoliert fühlt und hindert seine Fähigkeit, vollständig am Workcamp teilzunehmen.
Lösungsvorschläge:
Eine ähnliche Situation (ein Paar/zwei Personen, die sich selbst aus der Gruppe ausschließen) wird in diesem Video behandelt:
Situation:
Ein:e Teilnehmer:in wird aufgrund einer Sprachbarriere von den Gruppenaktivitäten ausgeschlossen. Diese:r Teilnehmer:in versteht kein Englisch und kann daher nicht vollständig an Diskussionen, Spielen oder Arbeitsanweisungen teilnehmen. Dieser Ausschluss kann dazu führen, dass sich der/die Teilnehmer:in isoliert fühlt und sich möglicherweise nicht vollständig auf die Gruppe einlassen kann.
Lösungsvorschläge:
Situation:
Einige Teilnehmende verhalten sich so, als wären sie im Urlaub, gehen jeden Abend feiern und stellen die Freizeit über die Arbeit. Dieses Verhalten wirkt sich negativ auf ihre Teilnahme an den Arbeitsaktivitäten aus. Sie sind nicht in der Lage, am nächsten Tag pünktlich aufzuwachen und verpassen den vereinbarten Arbeitsstart. Dieser Mangel an Engagement und Verantwortung kann sich auf die Motivation der gesamten Gruppe auswirken und den Erfolg des Workcamps beeinträchtigen.
Lösungsvorschläge:
Situation:
Nach mehreren Tagen Arbeit beginnen die Teilnehmenden, sich über die Arbeit zu beschweren, weil sie nicht mit dieser Arbeitsbelastung gerechnet hatten.
Lösungsvorschläge:
Situation:
Die Freiwilligen treffen im Workcamp ein, um z.B. Gemüse in einem Gemeinschaftsgarten anzupflanzen, aber in letzter Minute änderte die Projektleitung die Aufgabe in den Bau eines Zauns um den Garten, ohne dich als Campleitung zu informieren. Die Freiwilligen sind von der Planänderung enttäuscht und verlieren ihre Motivation. Du siehst dich mit einer schwierigen Situation konfrontiert, in der die Teilnehmenden nicht bereit sind, eine neue Art von Arbeit zu verrichten.
Lösungsvorschläge:
Situation:
Nach ein paar Tagen bemerkst du, dass eine Teilnehmende nicht mit den anderen zusammen isst. Du fragst sie, was los sei, aber sie sagt, alles sei in Ordnung. Am nächsten Tag bestehst du darauf, zum Arzt zu gehen, wo festgestellt wird, dass die Teilnehmerin eine Mageninfektion hat. Insgesamt ist die Teilnehmerin schüchtern und beschwert sich nicht oder äußert keine Bedenken. Du fragst dich, ob früher hättest bemerken können, dass sie krank ist.
Lösungsvorschläge:
Situation:
Ihr müsst einen internationalen Abend für die Gruppe organisieren. Ihr habt jedoch sehr unterschiedliche Ansätze für die anstehenden Aufgaben. Du bist ehrgeizig und kreativ und hast viele Ideen für die Veranstaltung, während deine Co-Campleitung eher pragmatisch ist und sich auf grundlegende Aktivitäten konzentrieren möchte. Infolgedessen fällt es euch schwer, zusammenzuarbeiten und Entscheidungen darüber zu treffen, was zu den Aktivitäten des Abends gehören soll.
Legt Regeln für Kommunikation und Zusammenarbeit fest:
○ Wenn jemand von euch zum Beispiel sagt: "Stopp, können wir das besprechen?" - ist das nicht beleidigend oder etwas, das man persönlich nehmen sollte.
○ Vereinbart regelmäßige Evaluationen mit der Co-Leitung, um auch die kleinen Dinge zu besprechen - es ist einfacher, viele kleine Dinge zu lösen, bis sie zu einem großen Problem werden.
Lasst euch von den Teilnehmenden beraten und fragt sie, was sie während der Veranstaltung gerne machen würden.
Situation:
Einem Teilnehmenden fällt es schwer, die Regeln zu befolgen und während des Workcamps bei der Sache zu bleiben. Statt zu arbeiten, geht er oft eine Zigarette rauchen oder unterhält sich mit seinen Freunden, was zu Verzögerungen und Frustration bei den anderen Freiwilligen führt. In der Freizeit will er im Mittelpunkt stehen und sorgt dafür, dass sich die anderen Teilnehmenden oft unwohl fühlen.
Lösungsvorschläge:
Situation:
Lösungsvorschläge:
Situation:
Ein unerwartetes Problem ist aufgetreten, z.B. ist ein Teilnehmer verschwunden, vielleicht hat er sich verlaufen? Du bist in Panik. Du weißt nicht, was du in dieser unerwarteten Situation tun sollst, hierfür steht nichts im Handbuch für Campleitungen, das du vor dem Camp durchgelesen hast.
Lösungsvorschläge:
Situation:
Ein Pärchen oder zwei Freund:innen neigen dazu, viel Zeit miteinander zu verbringen und sich eher zu zweit als gemeinsam mit der Gruppe zu beschäftigen.
Lösungsvorschläge:
Situation:
Ein:e Teilnehmer:in schließt sich manchmal von der Gruppe aus, nimmt nicht an Gruppenaktivitäten oder gemeinsamen Aufgaben teil. Du bist dir nicht sicher, ob es der Person gut geht.
Lösungsvorschläge:
Situation:
Die Teilnehmenden deines Workcamps haben unterschiedliche Essensvorlieben - manche essen Fleisch, manche essen vegetarisch, manche vegan, manche haben religiöse Essenseinschränkungen. Einige Teilnehmende weigern sich, beim Kochen und dem Zubereiten der Mahlzeiten Kompromisse einzugehen: Einige wollen nicht (nur) vegetarische/vegane Mahlzeiten kochen und andere wollen für die gesamte Dauer des Camps überhaupt kein Fleisch kaufen.
Lösungsvorschläge:
Situation:
Teilnehmende in deinem Workcamp haben verschiedene diätetische und/oder gesundheitliche Einschränkungen: Einige haben eine Gluten- oder Laktoseintoleranz, Diabetes, eine Nussallergie oder andere Lebensmittelallergien. Du weißt nicht, wie du damit umgehen sollst.
Lösungsvorschläge:
Situation:
Ein:e Teilnehmer:in ist unzufrieden mit dem Workcamp, möchte nicht mehr dort bleiben und will gehen. Du hast bereits mit der Person gesprochen, das Problem besprochen und mögliche Lösungen aufgezeigt, aber die Person will immer noch gehen.
Lösungsvorschlag:
Situation:
Während der Gruppenaktivitäten (z. B. Workshops, Diskussionen, Erklärungen) sind einige Teilnehmende unaufmerksam, sie unterhalten sich miteinander oder sind am Handy.
Lösungsvorschläge:
Frage die entsprechenden Teilnehmenden, warum sie sich unterhalten oder am Handy sind und finde heraus, warum sie das tun:
○ Wenn sie nicht verstehen und ihr Handy zum Übersetzen benutzen, bitten sie, offen um Unterstützung beim Übersetzen durch dich oder andere Teilnehmende zu bitten.
○ Wenn sie aus irgendeinem Grund nicht bereit sind, an einer Aktivität teilzunehmen (z. B. Müdigkeit, Langeweile, schlechte Laune), ist es vielleicht besser, wenn sie es dir einfach mitteilen und die Aktivität verlassen.
Du kannst das Thema bei der regelmäßigen Evaluation in der Gruppe ansprechen: Erkläre, wie sich der Mangel an Aufmerksamkeit für dich anfühlt, welche Auswirkungen er auf dich hat. Achte auf eine gewaltfreie Kommunikation.
Dieser Teil der Website wurde im Rahmen des Projekts ‘Peacebuilding through Workcamps’ erstellt, das in den Jahren 2022–2023 von INEX – Sdružení dobrovolných aktivit und IBG durchgeführt wird. Die Inhalte wurden von erfahrenen Trainer:innen, Projekt- und Workcampleitungen sowie Koordinator:innen von Non-Profitorganisationen aus ganz Europa vorbereitet.
Vielen Dank an Ajka, Aleks, Anna, Christina, Csenge, Flemming, Isabel, Jana, Janina, Katerina, Lea, Lenka, Mario, Nina, Puji, Rob, Timur und Zuzana für Ihre Beiträge!