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ARBEIT MIT MENSCHEN MIT TRAUMATA

In diesem Text werden die Aspekte der Arbeit mit Menschen behandelt, die ein Trauma erlebt haben und an einer posttraumatischen Belastungsstörung leiden. Der Text erklärt die wichtigsten Symptome, die die Erkennung einer posttraumatischen Belastungsstörung ermöglichen, sowie Empfehlungen für die Arbeit mit Menschen, die mit diesen Problemen konfrontiert sind.

Dieser Text wurde von einer Person geschrieben, die in einem Kriegsgebiet posttraumatischen Stress erlebt hat. Er enthält häufige Reaktionen auf Traumata und praktische Empfehlungen für traumainformierten Umgang, die auf persönlichen Erfahrungen der Autorin basieren.

Dieser Text soll als Orientierungshilfe dienen für Gruppenleitungen, Workcamp-Leitungen, Jugendbetreuer:innen und Pädagog:innen, die mit traumatisierten Menschen arbeiten. Er ist jedoch nicht als Tutorial oder professionelle Schulung zu verstehen. Für eine professionelle Fortbildung zum Thema Traumata wende dich bitte an entsprechende Beratungsorganisationen.

WAS IST EIN PSYCHISCHES TRAUMA?

Trauma ist eine emotionale Reaktion auf ein schreckliches Ereignis wie z.B. ein Unfall, eine Vergewaltigung oder eine Naturkatastrophe. Unmittelbar nach dem Ereignis sind Schock und Verleugnung typisch. Zu den langfristigen Reaktionen gehören unvorhersehbare Emotionen, Flashbacks, angespannte Beziehungen und sogar körperliche Symptome wie Kopfschmerzen oder Übelkeit. (Quelle: American Psychological Association)

Ein psychisches Trauma ist eine Reaktion auf ein Ereignis, das eine Person als äußerst belastend empfindet. Beispiele hierfür sind der Aufenthalt in einem Kriegsgebiet, eine Naturkatastrophe oder ein Unfall. Ein Trauma kann eine Vielzahl körperlicher und emotionaler Symptome hervorrufen. (Quelle: Medical News Today)

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WIE ERKENNE ICH PSYCHISCHE SYMPTOME VON TRAUMATA?

Reaktionen von Menschen bewusst zu sein, die mit Trauma konfrontiert sind. Im Folgenden werden wir auf die sechs häufigsten Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung eingehen.

1. Zu den emotionalen Symptomen eines posttraumatischen Traumas können Angst, Traurigkeit, Wut, Scham, Angststörungen usw. gehören. Die Bandbreite der Emotionen hängt vom individuellen Charakter einer Person ab. Wenn du ein Gruppenmitglied bemerkst, das die oben genannten Gefühle ausdrückt, ist es wichtig zu verstehen, dass seine Gefühle höchstwahrscheinlich nicht mit dir oder anderen Teilnehmenden persönlich zusammenhängen, sondern die Symptome des Durchlebens der traumatischen Situation sind.
2. Zu den körperlichen Symptomen können Schlafstörungen, somatische Beschwerden (z. B. körperbezogene Schmerzen oder Schwäche), neurologische Probleme usw. gehören. Um einer Person mit diesen Symptomen zu helfen, ist es notwendig, auf körperlicher Ebene zu handeln. Konkretere Schritte werden im Abschnitt „Wie man Menschen mit posttraumatischer Belastungsstörung helfen kann“ dieses Textes beschrieben.
3. Kognitive Symptome können durch eine negative Einstellung zum täglichen Leben, den Glauben, dass die Welt kein sicherer Ort ist, Menschen seien gefährlich usw., auftreten. Eine traumatisierte Person mit kognitiven Symptomen kann jede aktuelle Situation fälschlicherweise als gefährlich interpretieren, wenn sie, auch nur entfernt, ein früheres Trauma widerspiegelt . Eine traumatisierte Person kann sich in einer Gruppe von Menschen als „Fremde:r“ fühlen. Ein weiteres kognitives Symptom sind Flashbacks oder bestimmte “trigger” (dt: “Auslöser”): ein Geräusch, ein Geruch, eine körperliche Empfindung oder eine visuelle Szene, erinnert die eine traumatisierte Person an die Erfahrung, auch wenn sie sich außerhalb dieser vergangenen Situation befindet. Beispiele für “trigger” für eine Person mit Nachkriegsstresssymptomen könnten z.B. ein lautes Geräusch sein, das an einen Bombenangriff, eine Explosion oder einen Luftalarm erinnert, das Geräusch eines Flugzeugs oder Hubschraubers, das für militärische Zwecke eingesetzt wird usw. Diese Beispiele sind sehr individuell, da sie von der traumatischen Situation abhängen, die einer Person passiert ist. Ein weiteres kognitives Symptom ist De-realisation: langes Schweigen, monotone Stimme oder Antworten, die nicht dem Kontext oder der Situation entsprechen.
4. Verhaltenssymptome erkennt man an Vermeidungsverhalten, zwanghaftem (z. B. übermäßigem Essen) oder impulsivem (z. B. sehr riskantem) Verhalten, Aggressivität oder Hilflosigkeit, wenn eine Person nicht in der Lage ist, Entscheidungen zu treffen. Beispiele könnten sein, zu viel oder zu oft Alkohol zu trinken, in einer Situation zu weinen, die normalerweise nicht emotional ist, die Kommunikation mit anderen Menschen zu vermeiden oder ihnen gegenüber zu aggressiv zu sein.
5. Soziale Symptome äußern sich hauptsächlich in einem Gefühl des Verrats und mangelndem Vertrauen gegenüber anderen Menschen. Beispiele hierfür sind Angst, neue Leute kennenzulernen und Gespräche mit ihnen zu beginnen oder sogar einkaufen zu gehen, soziale Aktivitäten oder Gruppengespräche zu vermeiden, das Gefühl, von anderen beobachtet und beurteilt zu werden, geringes Selbstwertgefühl und Angst, von anderen kritisiert zu werden, und das Vermeiden von Blickkontakt.
6. Zu den Entwicklungssymptomen zählen Verwirrung, Wut, Angst, Leistungsschwäche oder Rückzug aus der Gruppe. Beispiele hierfür sind verbale oder körperliche Aggression gegenüber anderen, Unsicherheit gegenüber anderen Menschen oder starke Stimmungsschwankungen.

Symptome können im Laufe der Zeit variieren, sie wiederholen sich jedoch ständig. Sie können auftreten, wenn eine Person allgemein gestresst ist oder Flashbacks erlebt. Die Symptome können sich verstärken, da der Auslöser in einer gewöhnlichen Situation liegen kann, die von anderen nicht erkannt wird. Sobald Gruppenleitung, Campleitung oder Jugendbetreuer:in über den Hintergrund eines Teilnehmers informiert sind oder zumindest einige allgemeine Informationen kennen (z. B. dass in dem Land, aus dem die Person kommt, Krieg herrscht), kann dies zusätzliches Bewusstsein und die Möglichkeit schaffen, Traumasymptome zu erkennen .

WIE MAN MENSCHEN MIT POSTTRAUMATISCHER BELASTUNGSSTÖRUNG HELFEN KANN

Die folgenden praktischen Schritte können von Gruppenleitungen, Campleitungen oder Jugendbetreuer:innen unternommen werden, um Symptome zu minimieren und eine Person zu unterstützen.

1. Anxiety survival kit. Dieser Schritt muss im Vorfeld erfolgen, bevor das Projekt vor Ort stattfindet. Bitte die Person mit posttraumatischen Symptomen, eine spezielle Schachtel oder Tasche mit verschiedenen Gegenständen zu gestalten, die für sie oder ihn einzigartig und persönlich sind. Dabei kann es sich um beliebige Gegenstände handeln, die mit positiven Erinnerungen verbunden sind (z. B. das Lieblingsparfüm, ein Spielzeug oder ein Foto von lieben Menschen). Im Moment einer Krise kann eine Person dieses ‘anxiety survival kit’ öffnen, um es zur persönlichen Ruhe und zur Überwindung von Angstanfällen zu verwenden. Wenn jedoch während des Projekts ein Angstanfall auftritt und die Person keine spezielle Ausrüstung hat, ist es möglich, diese Person einzuladen, irgendein wirklich persönliches Ding zu finden, das sie oder er in einer Tasche hat und das mit einer guten Erinnerung zusammenhängt. Dies kann beruhigend wirken.

2. Botschaft der Hoffnung. Es ist wichtig, bereit zu sein, einer Person so lange zuzuhören, wie es nötig ist, sich darauf zu konzentrieren, dass sie spricht und ihre Gefühle akzeptiert. Überbringe anschließend eine „Botschaft der Hoffnung“ – versichere der Person, dass sie oder er nicht allein ist und dass du da bist, um zu helfen und zu unterstützen, so viel es nötig ist. Diese „Botschaft der Hoffnung“ ist eine individuell adressierte Botschaft, bei der du die Sorgen der Person erkennst und dabei hilfst, sich auf das persönliche Wachstum zu konzentrieren, das aus den Erfahrungen resultieren kann. Du kannst dieses Wachstum fördern, indem du allen Teilnehmenden individuell zuhörst. Nutze aktives Zuhören und frage einfach: „Wie kann ich hier und jetzt helfen?“

3. Sport und Bewegung. Du kannst regelmäßige tägliche körperliche Aktivitäten (z. B. Yoga, Morgengymnastik, Wanderungen, Ballspiele) organisieren, um Stresssymptome zu reduzieren. Meditation und Atemübungen sind eine große Hilfe. Hier findest du Beispiele für einfache Atemübungen, die effektiv eingesetzt werden können: hier , hier oder hier

4. Kenne die “trigger”. Vermeide z.B. laute Geräusche, Streitereien oder plötzliche Bewegungen, wenn sie alle Traumata auslösen können. Sobald sich eine Person getriggert fühlt, gibt es eine Technik, die dabei hilft, die Aufmerksamkeit wieder zu fokussieren und sich zu beruhigen: link here.

5. Respektiere Privatsphäre. Wie bereits erwähnt, können aktive Schritte einer Gruppenleitung, Workcamp-Leitung oder Jugendbetreuer:in einer Person mit posttraumatischen Symptomen helfen. Du musst dir jedoch bewusst sein, dass manche Menschen ihre Privatsphäre brauchen, um eine Stresssituation oder einen Angstanfall zu überwinden. Wenn also eine Person nicht bereit ist, Einzelheiten darüber mitzuteilen, was sie durchgemacht hat, ist es ihr Recht, das respektiert werden muss.

AUTORIN

Text von Kateryna Zolotarova
Kharkiv, Ukraine, 2023

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